Pilze können auf viele Art und Weisen angebaut werden. Meistens fokusieren sich Hobbyzüchter auf schnelle, effiziente Anbaumethoden wie Substratblöcke oder Gläser, welche dann in einem Gewächszelt oder einer Shotgun Fruiting Chamber gefruchtet lassen werden. Wenn wir ein bisschen mehr Geduld mitbringen, gibt es aber auch noch andere, sehr effiziente und auch sehr einfache Anbaumethoden, welche nicht viel Pflege benötigen. Eine davon ist das Pilzbeet. Die einzige Voraussetzung, welche wir dafür mitbringen müssen, ist ein Garten. Deswegen: solltest du keinen Garten zuhause haben, dann ist diese Anbaumethode nicht für dich. Sobald du aber auch nur ein paar Quadratmeter Grünfläche vor der Türe hast, erfüllst du schon alle Voraussetzungen.
Das Pilzbeet
Das Pilzbeet ist nichts anderes als eine Stelle im Garten, welche wir ein wenig ausgraben, mit Sägespänen füllen, mit Pilzbrut beimpfen und anschließend mit Stroh bedecken.
Die Vorteile eines solchen Pilzbeetes sind eine Menge:
- Es ist sehr wenig Arbeit herzurichten
- Auch die Pflege ist sehr wenig Aufwand
- Wir benötigen keine speziellen Werkzeuge oder ähnliches
- Wir müssen nichts basteln
- Es lassen sich sehr viele verschiedene Pilzarten anbauen
- Es gibt mehrere „Erntewellen“ pro Jahr
- Der Ertrag ist meistens sehr hoch
- Man kann es überwintern oder im Frühling neu anlegen
- Manche Pilzsorten fruchten über mehrere Jahre, ohne neu angelegt werden zu müssen
Selbstverständlich gibt es aber auch Nachteile, welche aber größtenteils weniger stark ins Gewicht fallen:
- Wir benötigen einen Garten
- Über die Sommerhitze müssen wir ab und an gießen
- Wir benötigen einen Fleck, welcher kaum bis gar nicht der Sonne ausgesetzt ist
Bevor wir uns aber jetzt genauer anschauen, wie wir das Pilzbeet am besten Schritt für Schritt herrichten, sollen wir uns noch Gedanken drüber machen, welche Pilzsorte wir überhaupt anbauen wollen.
Die richtige Pilzsorte wählen
Um vorweg ein Missverständnis zu vermeiden: es gibt keine „richtige“ oder „beste“ Pilzsorte. Manche Pilze lassen sich lediglich leichter im Pilzbeet anbauen als andere. Das bedeutet aber nicht, dass wir keinen Erfolg mit einer nicht so leichten Art haben können. Da sich die meisten Pilzzüchter aber für ein Pilzbeet entscheiden um so viel Arbeit wie möglich zu sparen, empfehle ich auch eine der leichteren, resistenteren Pilzarten zu verwenden.
Aus diesem Grund tendiere ich bei Pilzbeeten immer entweder zu einer Seitlingsart, wobei Rosenseitlinge weniger gut überwintern und Zitronenseitlinge oft zu anfällig sind für raues Wetter, weswegen ich generell zum Austernseitling greife. Oder alternativ verwende ich auch gerne den Riesenträuschling, der ebenso resistent und einfach anzubauen ist, wie der Austernseitling.
Sollte es etwas Exotischeres sein, dann können wir auch gerne den Nameko verwenden. Diese Pilzart ist zwar ein wenig schwerer zu kultivieren als die beiden anderen, genannten. Dafür ist er aber ein echter Hingucker und überzeugt auch definitiv mit seinem ungewöhnlich fruchtigen, nussigen Geschmack.
Letztendlich ist es eine persönliche Präferenz, zu welcher Pilzart wir greifen und auch das Herrichten des Beetes unterscheidet sich nur im Substrat. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt sind.
Die Größe macht es aus
Nachdem wir uns jetzt für einen Pilz entschieden haben, ist es endlich so weit. Wir können uns mit einer Schaufel bewaffnet um das Umgraben des Gartens kümmern. Nunja, nicht ganz. Wir sollten vorher noch ein paar Punkte durchdenken.
Am wichtigsten ist es, dass wir uns überlegen, wie groß das Pilzbeet überhaupt werden soll. Sobald wir es einmal angelegt und hergerichtet haben, beginnen regelmäßig Pilze zu wachsen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass diese auch regelmäßig geerntet werden müssen. Ja, wenn man sie nicht erntet, „verwelken“ sie und es wachsen neue nach. Jedoch wäre das eine Verschwendung von Ressourcen, schließlich ziehen auch nicht geerntete Pilze Nährstoffe aus unserem Substrat.
Außerdem ist es auch eine Verschwendung von Platz. Falls wir nur ca. 30% aller Pilze aus unserem Pilzbeet ernten, wäre es vermutlich sinnvoller das Beet generell 70% kleiner anzulegen.
Das bringt uns wieder zu der Frage, wieviel Pilze überhaupt auf welcher Fläche wachsen. Und das wiederrum hängt von der Sorte ab. Ich verwende in der Regel folgende Berechnung: eine Pilzart, welche schnell wächst, wie der Austernpilz bringen pro Quadratmeter Beet mit 15cm Tiefe etwa 30-40kg Ertrag pro Jahr. Alternativ kannst du auch folgende Faustregel hernehmen: willst du ein Pilzgericht pro Woche für zwei Personen, dann ist ein 30x50cm Beet in der Regel ausreichend. Letztendlich müssen wir uns aber darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen, denn vergrößert oder verkleinert ist schnell.
Der letzte Punkt, den wir noch abklären müssen ist, wo legen wir das Pilzbeet überhaupt an. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Am besten wäre neben einem großen Baum oder unter einem großen Strauch, welcher viel Schatten spendet. Alternativ geht es auch zwischen Pflanzen mit großen Blättern wie Erdbeeren oder ähnlichem. Aber bitte nicht das Erdbeerbeet des Mannes/der Frau umgraben mit der Aussage „das gehört so, das habe ich aus einem Artikel von baytake.de“. Ich hafte nicht für die Konsequenzen!
Los geht’s
Nachdem wir jetzt endlich alle Eckpunkte abgeklärt haben, können wir auch loslegen. Zuerst müssen wir unser Werkzeug und unser Material zusammensuchen. Wir benötigen:
- Spaten, zum um- bzw. ausgraben
- Gutes Augenmaß, zum Abmessen (alternativ geht auch ein Maßband)
- Substrat, welches zu unserer Pilzart passt
- Körnerbrut, um das Substrat zu beimpfen
- Zeit
- Geduld
- Muskelkraft
Das meiste davon hat man in der Regel eh zu Hause, den Rest kann man im Baumarkt kaufen. (Bitte frag nicht den Mitarbeiter im Baumarkt, wieviel er in der Stunde kostet!)
Sobald wir jetzt auch noch unser Werkzeug und unser Material beieinanderhaben, geht es ab nach draußen.
Die nächsten Schritte sind logisch und schnell erklärt:
- Platz abmessen
Da wir uns schon überlegt haben, wo das Pilzbeet hinsoll, können wir gleich mit dem Abmessen beginnen. Augenmaß genügt in der Regel. Wir sollten nur darauf achten, dass das Pilzbeet wenn möglich ca. 10-15cm tief ist, solange dabei nicht die Pflanzen rundherum geschädigt werden. Bitte aufpassen und lieber das Beet an manchen stellen flacher ansetzen, anstatt sämtliche Wurzeln rauszureißen. Alternativ können wir auch um Wurzeln herum graben.
- Pilzbeet befüllen
Als nächstes füllen wir das ausgegrabene Loch mit einer Schicht Substrat. Anschließend streuen wir ein wenig Körnerbrut drüber. Danach kommt wieder eine Schicht Substrat, gefolgt von Körnerbrut, etc… Je mehr Schichten wir haben, desto schneller kolonisiert unser Myzel. Theoretisch würde aber auch eine einzelne Körnerbrutschicht genügen.
- Abdecken und gießen
Zum Schluss geben wir geben wir nochmal ein wenig Körnerbrut oben drauf und bedecken anschließend das Beet mit Stroh. Das hilft dem Pilz dabei, das Substrat ungestört zu kolonisieren. Zu guter Letzt gießen wir unser Beet noch um für ausreichend Feuchtigkeit zu sorgen.
Und das wars dann auch schon, fertig ist unser Pilzbeet. Ab jetzt ist es wichtig Geduld und auch ab und an ein Auge drauf zu haben. Vor allem an heißen Sommertagen, oder wenn das Substrat sehr trocken aussieht/sich sehr trocken anfühlt, sollte es gegossen werden, damit unser Myzel nicht austrocknet.
Wenn wir jetzt alles richtig gemacht haben, sollten, je nachdem wann wir das Pilzbeet angelegt haben, allerspätestens nach zwei Wochen bzw. im Herbst unsere ersten Pilze wachsen. Dann heißt es, ab zum Ernten und Verarbeiten. Ich wünsche einen guten Appetit!