Am Anfang der Pilze stehen die Sporen. Diese sind mit ihren 3 – 200µm Durchmesser sehr klein und mit bloßem Auge selten erkennbar. Sie werden am Ende des Wachstumszyklus in sehr großer Menge von den ausgewachsenen Fruchtkörpern gebildet. Ein ausgewachsener Champignon beispielsweise produziert bis zu zwei Milliarden davon.

Diese Sporen werden auf unterschiedliche Art frei gegeben. Bei den meisten Pilzen werden sie einfach „fallen gelassen“. Aber es gibt auch Arten, wie den Stäubling, der die Sporen im inneren bildet und sie bei Druck durch eine Wolke freisetzt.

Den Rest der Verbreitung erledigt die Natur. Meistens werden durch den Wind bzw. Luftzug die Sporen weit verbreitet. Auch Tiere, an denen sie sich festhängen, können sie mehrere Kilometer weit tragen.

Die Sporen an sich sind sehr hitzeempfindlich. Direkte Sonneneinstrahlung oder Temperaturen jenseits der 35°C töten sie schnell ab. Davon abgesehen können Sporen aber Jahrzehnte lange keimfähig sein. Das bedeutet, wenn wie kühl gelagert werden, können sie sehr lange aufbewahrt und jederzeit in eine Pilzkolonie verwandelt werden. Selbst Temperaturen unter Null oder andere extreme Bedingungen können den meisten Pilzsporen selten etwas anhaben. Tatsächlich gibt es sogar auch Pilzarten, die ihren kompletten Lebenszyklus in extremen Bedingungen durchlaufen und mit Konditionen auskommen, welche für die meisten Lebewesen tödlich wären.

Nachdem die Sporen den Boden erreicht haben und die Konditionen passen, beginnen sie zu keimen. Dann bilden sich die ersten Hyphen, kleine, weiße Fäden, welche über Zeit immer zahlreicher, größer und länger werden. Alle Hyphen miteinander bilden das Myzel. Dieses Netzwerk ist dafür zuständig die Nährstoffe des Pilzes dorthin zu transportieren, wo sie benötigt werden. Faszinierend dabei ist, dass das komplette Myzel in der Regel aus einer einzigen Spore entstanden ist. Es gibt Ausnahmen, dass ein Myzel mit einem anderen verwachsen kann, das ist aber eher selten der Fall.

Die Nährstoffe zum Wachsen erhält der Pilz auf unterschiedliche Art und Weise. Die bekanntesten dabei sind Saprophyten und Mykhorriza. Saprophyten sind Pilze, welche Holz durchwachsen. Ist das Holz währenddessen noch lebendig und wird dabei beschädigt, spricht man auch von einem Parasiten. Die meisten Saprophyten befallen jedoch totes Holz und helfen der Natur dabei abgestorbene Bäume zu zersetzen. Mykhorriza im Gegensatz dazu sind Pilze, welche eine Art Beziehung mit den Wurzeln eines Baumes eingehen und ihn mit Nährstoffen versorgen, während der Baum das Myzel mit anderen Nährstoffen versorgt. Dabei handelt es sich um eine symbiotische Beziehung, da beide etwas davon haben, ohne, dass der andere dabei beschädigt wird.

Nachdem der Pilz nun eine geeignete Umgebung gefunden hat, breitet er sich bis an die Grenzen dieser Umgebung aus. Das bedeutet, er stoppt, sobald der Nährboden zu Ende und vollständig kolonisiert ist. Da es jetzt nicht mehr möglich ist zusätzliche Nahrungsquellen zu finden, ist es an der Zeit sich zu verbreiten. Deswegen beginnt das Myzel zuerst damit sich zu verdicken. Das bedeutet es werden weiterhin Hyphen gebildet, jedoch nicht um die Reichweite des Myzels zu erweitern, sondern um die Dichte zu vergrößern. Dadurch werden die Vorbereitungen für das Bilden von Fruchtkörpern getroffen.

Alles was jetzt noch fehlt ist ein kleiner Auslöser. Dieser kann unterschiedlich sein. Temperaturspitzen, Regenwasser, erhöhte Sauerstoffzufuhr, etc… Sobald das Myzel den richtigen Auslöser bekommen hat, beginnt es damit kleine, stecknadelgroße Primordien zu bilden. Primordien sind die kleinen Ansätze der Fruchtkörper im Anfangsstadium. Ab dann geht es meistens schnell. Das Myzel fokusiert sich jetzt darauf sämtliche Nährstoffe in das Wachstum der Fruchtkörper zu stecken. Diese können nach teilweise einer Woche bereits die volle Größe erreicht haben. Bei anderen Pilzarten kann es auch bis zu fünf oder sechs Wochen dauern.

Sobald die Fruchtkörper ausgewachsen sind, beginnen sie mit der Sporenbildung. Kurz nachdem die Sporenbildung begonnen hat, öffnen sich die Lamellen und setzen Milliarden von Sporen frei, in der Hoffnung, dass diese Sporen eine neue Pilzkolonie hervorbringen und somit die Gene weiterverbreiten. Womit wir wieder am Anfang des Zyklus sind.

Solch ein Zyklus kann zwischen drei Wochen und mehreren Monaten dauern. Manche Pilze benötigen auch Jahre, bevor sie damit beginnen Fruchtkörper auszubilden. Das faszinierendste an dem Kreislauf ist das, dass am Anfang nichts weiter war, als eine einzelne, 3 – 200µm große Spore, die zufälligerweise am richtigen Ort gelandet ist und das alles in Bewegung gesetzt hat.

Nachdem wir uns den Zyklus der Pilze angesehen haben, geht es im nächsten Artikel mit weiteren faszinierenden Eigenschaften weiter. Z.B. damit, warum Pilzen eigentlich den Menschen ähnlicher sind als den Pflanzen.