Im ersten Teil habe ich dir bereits ein paar der weniger bekannten Dinge über Pilze erzählt. Da dieses Thema aber so unvorstellbar umfangreich ist, habe ich mich dazu entschieden noch einen zweiten Teil rauszubringen, der direkt an den Vorgänger anknüpft. Selbstverständlich werde ich auch am Ende dieses Artikels nur eine oberflächliche Zusammenfassung der faszinierenden Eigenschaften der Pilze verfasst haben. Bei Interesse werde ich aber am Schluss noch ein paar Bücher empfehlen.

Pilze sind Mörder

Beginnen wir mit der dunklen Seite der Pilze. Pilze können töten. Und sie machen es auch. Allein 2019 starben fünf Personen in Deutschland an den giftigen Eigenschaften von Pilzen. Auch wenn diese Art zu sterben meistens auf die Unwissenheit oder Fahrlässigkeit der sammelnden Person zurückzuführen ist und sich die Zahl sehr begrenzt hält, sollte man sie nicht unter den Teppich kehren. Vor allem beim Sammeln im Wald sollte man deswegen sehr vorsichtig sein, welchen Pilz man in seinen Korb legt. Im Zweifelsfall lieber stehen/liegen lassen. Die meisten giftigen Pilzsorten, welche in Deutschland heimisch sind, sind eindeutig erkennbar. Dafür gibt es eine Menge Internetseiten oder Ratgeber in Buchform, die dabei helfen können sie eindeutig zu identifizieren.

Aber auch vom Verzehr abgesehen können Pilze tödlich sein. Pilzinfektionen sind eine weit verbreitete Krankheit. Vor allem Hefepilzinfektionen sind verhältnismäßig häufig. Die Folgen einer solchen habe ich bereits im Teil 1 beschrieben.

Achja und nicht zu vergessen: eines der tödlichsten Gifte der Welt wird von einem Pilz hergestellt, das Amatoxin. Es handelt sich dabei um eine Chemikalie, welche weder durch Kochen, noch durch Trocknen zerstört und vom Körper auch nicht zersetzt werden kann. Das Gift hemmt u.a. die Herstellung wichtiger Proteine und zerstört Zellen endgültig. Sobald es im Blutkreislauf ist, zirkuliert es so lange, bis es ausgeschieden wird. Das ist aber meistens bereits zu spät, in welchem Fall die betroffene Person in der Regel zuvor daran stirbt. Diese Art der Vergiftung ist heilbar, jedoch muss sie zuerst erkannt werden.

Pilze, das neue Plastik

Aber kommen wir wieder zurück zu einem angenehmeren Thema. Hast du gewusst, dass Hyphen, also die Myzelstränge der Pilze, auf molekularer Ebene den Bestandteilen von Plastik ähneln? Das ist kein Witz. Selbstverständlich gibt es gewisse Unterschiede, aber die für den Menschen wichtigen Funktionen, welche Plastik erfüllt, könnten in Zukunft von Pilzen übernommen werden. Es gibt verschiedene Verfahren, mit welchen versucht wird diese Art des Bioplastiks zu züchten. Leider stehen diese Studien und Forschungen noch sehr am Anfang, dennoch ist es ein guter Schritt in die richtige Richtung. Das Problem ist nicht mehr die Frage, ob es geht, sondern wie es so kostengünstig wie möglich geht, um tatsächlich auch realistische Chancen auf eine breite Umsetzung zu haben.

Die Vorteile wären dabei überwältigend: weniger Plastikmüll, welcher ersetzt werden würde durch biologisch abbaubares Material. Was das der Natur helfen würde, wäre unvorstellbar. Leider gibt es aber, wie bereits erwähnt, noch keine Möglichkeit das Ganze so kostengünstig umzusetzen, dass Betriebe die Möglichkeit hätten ohne großen Verlust auf das Bioplastik umzusteigen.

Pilz vs. Tier vs. Pflanze

Taxonomisch bilden Pilze ein eigenes Reich. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie weder alle Bedingungen erfüllen, um den Pflanzen zugeordnet werden zu können, noch alle Bedingungen erfüllen, um den Tieren zugeordnet werden zu können.

In letzterem Fall macht es viel Sinn. Denn was macht ein Tier aus? Es hat einen Kopf, Arme oder Beine, Muskeln, etc.. Eigenschaften, welche dem Pilz alle fehlen. Doch was macht eine Pflanze aus? Die meisten würden vermutlich mit einem „kann wachsen und benötigt Licht und Wasser“ antworten. Doch streng genommen ist z.B. die Einordnung als Pflanze durch die Aussage, dass etwas Licht benötigt, nur die halbe Wahrheit. Denn ein Hauptgrund, was Pflanzen zu Pflanzen macht ist die Photosynthese, welche Licht benötigt und es den Pflanzen unter anderem ermöglicht aus Kohlenstoffdioxid Sauerstoff herzustellen.

Damit wären wir bei den beiden Hauptgründen, warum Pilze definitiv nicht zu den Pflanzen gehören können: Erstens haben Pilze kein Chlorophyll, der grüne Farbstoff der Pflanzen, welcher für die Photosynthese eine Grundvoraussetzung ist. Das bedeutet Pilze können keine Photosynthese betreiben. Und zweitens, Pilze stellen nicht aus Kohlenstoffdioxid Sauerstoff her, sondern genau andersherum. Sie verbrauchen Sauerstoff und produzieren Kohlenstoffdioxid. Das ist auch der Grund, weshalb Pilze den Tieren und somit auch den Menschen ähnlicher sind, als den Pflanzen. Da es aber dennoch ausreichend unterschiede zum Tierreich gibt, wurde aus biologischer Sicht den Pilzen ein eigenes Reich neben den Tieren und den Pflanzen zur Verfügung gestellt.

Pilze als Lebensretter

Als letzten Punkt möchte ich noch die tatsächlich heilenden Wirkungen von Pilzen ansprechen. Ich rede nicht von Naturheilkunde oder ähnlichem, sondern von einem der bekanntesten und erfolgreichsten Medikamente, das es seit dessen Entdeckung gibt: dem Penicillin. Penicillin ist ein Antibiotikum und wird verwendet um bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Entdeckt und dokumentiert wurde es ursprünglich bereits 1874, bekannt jedoch erst 1928. Seitdem ist Penicillin eines der bekanntesten Antibiotika weltweit. Das ist den meisten Leuten bekannt. Was viele aber nicht wissen: Penicillin ist nichts anderes als Pinselschimmel, ein Schlauchpilz.

Der Pinselschimmel greift die Zellwand des Bakteriums an, welches dafür sorgt, dass es platzt und dadurch abstirbt. Leider gibt es mittlerweile viele Bakterien, welche gegenüber diesem chemischen Vorgang immun sind, dennoch wird Penicillin noch häufig effektiv eingesetzt. Das bedeutet nichts anderes, als dass bei bestimmten Infektionen der Arzt eine „Schimmelpille“ verschreibt, welche die Bakterien abtötet. Wenn das nicht mal bemerkenswert ist.

Bis hierher und viel weiter

(Leider) gibt es noch so viele weitere Eigenschaften der Pilze, welcher der Mensch sich zum Teil bereits zu Nutze macht und zu einem anderen Teil erst dabei ist zu entdecken. Da das Pilzreich erst sehr wenig erforscht worden ist, wird es vermutlich die nächsten Jahrzehnte einige neue Entdeckungen geben.

Da es zu diesem Thema eine Menge an Bücher gibt, macht es durchaus Sinn, dass ich nicht alle Dinge und Eigenschaften in ein paar Absätzen ansprechen und thematisieren kann. Dennoch wollte ich ein wenig auf die eher unbekannten Eigenschaften der Pilze eingehen, die meiner Meinung nach einen großen Teil zur Faszination dieses großen Reiches beitragen. Solltest du an weiteren und ausführlicheren Beispielen und Infos interessiert sein, empfehle ich dir das Buch „Warum man Pfifferlinge nicht züchten kann“.