Körnerbrut ist einer der einfachsten und besten Wege, um Substrat zu beimpfen. Da sie so schnell und leicht herzustellen ist, kann sie auch großzügig mit dem Substrat vermischt werden, wodurch das Substrat wiederum schneller kolonisiert werden kann.
Mit einem Glas angefangen können 10 Gläser Körnerbrut hergestellt werden. Aus diesen 10 Gläsern können 100 und aus diesen 100 können 1000 Gläser hergestellt werden. Und das alles innerhalb ein paar Wochen. Selbstverständlich ist das eine Menge, die für uns Hobbypilzzüchter eher uninteressant ist. Aber mit 10 Gläser können auch wir einiges anfangen.
Ein großer Vorteil von Körnerbrut ist auch: wenn wir 10 Gläser hergestellt haben, können wir jederzeit den einen Teil verwenden und den anderen Teil einfach in den Kühlschrank stellen, um ihn länger haltbar zu machen. Sobald wir dann wieder Körnerbrut benötigen, haben wir noch mindestens ein Glas (oder potenziell 10 Gläser) übrig.
Ein weiterer Vorteil ist, dass wir bei Körnerbrut ziemlich schnell sehen oder riechen, wenn das Glas kontaminiert ist. Das verhindert, dass wir die Kontamination auf unser Substrat, oder noch schlimmer: auf unsere Arbeitsfläche ausbreiten.
Auch die benötigten „Zutaten“ sind sehr wenig und leicht ranzukommen. Im Grunde benötigen wir nur drei Dinge: Gläser, Körner und Myzel.
Solltest du gerne Joghurt essen, sind die Gläser überhaupt kein Problem. Einfach die 500ml Almighurt oder Ehrmann Joghurt kaufen und nach dem Essen ausspülen. Kosten pro Glas liegen dann bei dem gezahlten Pfand, sprich 25 Cent. Du wirst sehen, wenn du 1-2 Gläser pro Woche isst, sammeln sich die sehr schnell an.
Körner findest du in jedem Supermarkt. Im Grunde ist es egal, welches Getreide du nimmst. Ich persönlich habe die beste Erfahrung mit Roggen gemacht. Erfolg hatte ich zwar auch mit Weizen oder Gerste, aber mit Roggen hatte ich das Gefühl, dass es schneller und besser ging. Auch im Internet liest man häufig, dass Roggen das beste Getreide sein soll, weswegen ich ausschließlich damit arbeite.
Zu guter Letzt benötigen wir noch unser Myzel. Solltest du schon ein wenig mit Pilzen rumprobiert haben, dann hast du vielleicht noch eine Kultur übrig. Solltest du frisch mit der Pilzzucht anfangen oder hast du nichts mehr rumliegen, bleiben uns mehrere Möglichkeiten:
Die einfachste und schnellste Möglichkeit ist, Myzel zu kaufen. Eine weitere einfache, aber langsamere Möglichkeit ist Myzel auf Substrat selbst anzusetzen. Die letzte, langsamere und eher für Fortgeschrittene empfohlene Methode ist eine Kolonie auf einer Petrischale zu züchten. Wie du an dein Myzel kommst, bleibt dir überlassen. Ich empfehle vor allem am Anfang das Myzel zu kaufen, da es dann sicher nicht kontaminiert und gesund ist und wir auch gleich damit arbeiten können. Außerdem ist es weniger aufwändig als wie, wenn wir uns eine Kolonie selbst züchten.
Und jetzt zum Abschluss nochmal alles zusammengefasst in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wie bei allem was mit der Pilzzucht zu tun hat gilt auch hier wieder: je sauberer und steriler wir arbeiten, desto weniger kontaminierte Gläser bekommen wir.
Wir benötigen:
- Gläser (alles was aus Glas ist und sich schließen lässt funktioniert)
- Getreide (egal welche Getreideart, es funktioniert mit allen)
- Myzel (Sorte und Form sind egal)
Optional (für steriles Arbeiten; ACHTUNG: da wir beim sterilen Arbeiten die Gläser erhitzen, empfehle ich unbedingt extra Einweckgläser zu verwenden, da diese bis zu 180°C hitzebeständig sind):
- Einweckgläser (gibt es online zu kaufen)
- Herd
- Großer Topf oder Dampfdruckkochtopf
Schritt 1:
Ist das Getreide frisch aus dem Supermarkt, können wir uns den ersten Schritt sparen. Sollte es jedoch „dreckig“ sein, müssen wir es vor dem Weiterverarbeiten waschen. Dazu einfach unter kaltes Wasser halten, bis das Wasser nicht mehr dreckig ist.
Schritt 2:
Nachdem es sauber ist, müssen wir es für ca. 30 Minuten auf mittlerer Temperatur einkochen um alle ungewünschten Keime und Sporen im Getreide abzutöten und die Feuchtigkeit zu erhöhen. Die aufgeweichten Körner lassen sich dann später besser vom Myzel kolonisieren.
Schritt 3:
Als vorletzten Schritt müssen wir nur noch die Gläser mit dem abgekochten Getreide befüllen. Vor allem beim unsterilen Arbeiten gilt es jetzt so sauber wie möglich zu sein, da das Substrat nicht mehr sterilisiert wird. Das bedeutet: Gläser vorher heiß ausspülen und sofort nach dem Befüllen den Deckel drauflegen. Nachdem die Gläser befüllt sind können wir sie entweder abkühlen lassen und zum nächsten Schritt weiter gehen (unsteril) oder die Gläser noch sterilisieren/pasteurisieren (steril).
Schritt 4:
Zum Schluss müssen die Gläser nur noch beimpft werden. Dazu empfehle ich entweder mit einer sogenannten „Still Air Box“, oder vor einer „Laminar Flow Hood“ zu arbeiten.
Zum Beimpfen müssen wir den Deckel vom Glas nehmen, das Myzel hinzufügen und das Glas wieder verschließen.
Und schon haben wir erfolgreich unsere Körnerbrut angesetzt.
Ab jetzt heißt es abwarten. Je nachdem um welche Pilzart es sich handelt, kann es eine bis mehrere Wochen dauern, bis das Getreide vollständig kolonisiert ist. Sobald die Körner komplett mit dichtem, weißen Myzel überwachsen sind können wir die Körnerbrut weiterverarbeiten.