Eine beliebte und wenig arbeitsintensive Art Pilze anzubauen ist die Kultivierung auf Holzstämmen. Einmal präpariert und beimpft benötigen sie nicht viel Pflege. Das Wichtigste ist, dass sie an einem passenden Platz liegen und schön feucht gehalten werden. Da reicht meistens ein bis zwei Mal Giesen pro Woche aus. Wenig Arbeit für die meist üppigen Erträge, die vor allem durch aggressive Arten wie den Seitlingen jährlich wachsen. Bevor das aber passieren kann, muss das Myzel erst einmal ins Holz kommen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bereits kolonisiertes Substrat, Körnerbrut, Flüssigmyzel oder -die meiner Meinung nach beste und einfachste Methode- Impfdübel.

Was sind Impfdübel?

Impfdübel sind kleine Holzstücke, die von Myzel kolonisiert wurden. Sie werden ins Holz geschlagen und versiegelt. Anschließend kann sich der Pilz auf einer neuen Nährstoffquelle ausbreiten. Meistens werden eine Menge Impfdübel pro Holzstamm verwendet, da das Myzel in massivem Holz aufgrund der Dichte langsam wächst. Die Vorteile gegenüber anderen Impfmethoden sind, dass sie leicht herzustellen und unkompliziert in der Anwendung sind. Meistens werden sie in der Shiitakezucht verwendet, da Shiitake die Pilzart ist, welche primär auf Holzstämmen angebaut wird. Trotzdem funktionieren sie mit anderen Pilzen wie dem Igelstachelbart oder den Seitlingen genauso gut.

Wie werden Impfdübel hergestellt?

Der Herstellungsprozess ist dem von Körnerbrut sehr ähnlich. Der größte Unterschied ist, dass statt Getreide Holzstücke verwendet werden.

Diese Holzstücke können entweder online oder auch meistens im lokalen Baumarkt bzw. Gartenmarkt gekauft werden.

Neben den Holzdübeln werden auch noch große Gläser benötigt, in denen wir die Dübel mit Pilzmyzel in Ruhe kolonisieren lassen können. Dabei sollte der Deckel entweder luftdurchlässig sein oder entsprechend präpariert werden, damit das Myzel ausreichend atmen kann.

Als nächstes wird eine Kolonie der gewünschten Pilzart benötigt. Es ist dabei egal, ob es sich um eine Flüssigkultur, Körnerbrut oder eine Petri-Kultur handelt. Die beliebtesten Pilzarten für Impfdübel sind Seitlinge, Igelstachelbart, Shiitake und Reishi, wobei Reishi kein Speisepilz ist.

Bevor beimpft werden kann muss das Substrat, in diesem Fall die Dübel, sterilisiert oder pasteurisiert werden. Dafür benötigen wir entweder einen Dampfdruckkochtopf oder einen normalen, großen Topf.

Schritt für Schritt Anleitung

Schritt 1: Dübel ca. 24h in Wasser einlegen

Damit die Dübel vom Myzel optimal durchwachsen werden können, benötigen sie ausreichend Feuchtigkeit. Das erreichen wir am besten, indem wir die Dübel ca. 24 Stunden in ein Wasserbad geben und sich vollsaugen lassen. Ich verwende in der Regel Einweckgläser dafür, die ich dann auch später zum Kolonisieren hernehme. Bis zu zwischen der Hälfte und drei Viertel voll machen und anschließend mit Wasser auffüllen, sodass alle Dübel bedeckt sind.

Schritt 2: Absieben und Sterilisieren

Nach dem 24-Stunden-Bad sollten die Dübel mehr als ausreichend feucht sein. Jetzt sieben wir sie ab und entfernen das überschüssige Wasser. Anschließend haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir pasteurisieren die Dübel oder wir sterilisieren sie. Zum Pasteurisieren nehmen wir einen Topf mit Wasser, stellen die Einweckgläser mit den Impfdübeln auf eine Unterlage im Topf hinein und bringen das Wasser zum Kochen. Durch die Unterlage im Topf verhindern wir, dass unser Glas kaputt geht. Nach ca. 15 Minuten Kochzeit können wir den Topf wieder vom Herd nehmen und kühlen lassen. Vorher unbedingt den Deckel drauflegen (nicht zudrehen, da das Glas sonst springen kann).

Alternativ, wenn du kein Glas erhitzen möchtest, können wir die Dübel auch in das kochende Wasser geben und abkochen. Nach der Viertelstunde noch absieben und fertig.

Zum Sterilisieren nehmen wir einen Dampfdruckkochtopf, stellen eine Einlage rein und füllen den Boden mit Wasser. Anschließend nehmen wir die Gläser, bedecken sie mit Alufolie und stellen sie in den Kochtopf. Danach werden die Dübel ca. eine bis eineinhalb Stunden sterilisiert. Diese Methode ist zwar aufwändiger als das Pasteurisieren, tötet aber in der Regel jegliche Keime ab, welche in irgendeiner Weise im Dübelglas vorhanden sind. Dennoch genügt oftmals das Pasteurisieren bereits, um die meisten Keime loszuwerden.

 Schritt 3: Dübel beimpfen

Nachdem wir die Dübel jetzt vorbereitet haben, ist es an der Zeit sie mit dem Myzel in Berührung zu bringen. Auch hier haben wir wieder mehrere Möglichkeiten, je nachdem, welche Form von Pilzkolonie du vorliegen hast: Körnerbrut, Flüssigmyzel/Sporenspritze oder Myzel aus einer Petrischale.

Meiner Meinung nach ist Körnerbrut am besten geeignet, da es durch die größere Berührungsfläche mit den Dübeln sie (theoretisch) am schnellsten kolonisiert. Das ist aber auch der einzige Vorteil. Selbstverständlich funktionieren die anderen beiden Methoden genauso.

Zum Beimpfen verwenden wir am besten eine Still-Air-Box. Solltest du keine solche zur Hand haben und dir keine bauen wollen, kannst du alternativ auch an einen relativ luftstillen Ort gehen. Je weniger Zug, desto niedriger ist die Chance, dass ein Luftstoß Kontamination in unser Glas trägt.

Selbstverständlich kannst du auch eine Reinluftbank verwenden, aber ich gehe davon aus, dass die wenigsten eine zuhause stehen haben.

Körnerbrut:

Deckel vom Dübelglas nehmen, Deckel vom Körnerbrutglas nehmen, zwei bis drei Esslöffel Körnerbrut zu den Dübeln geben, beide Deckel wieder verschließen, fertig.

Die Dübel ein wenig durchschütteln, sodass das kolonisierte Getreide schön verteilt ist.

Agar-Stücken/Petrischalen-Kolonie:

Hier gehen wir genauso vor, als würden wir Körnerbrut herstellen wollen. Zuerst nehmen wir die Petrischale und schneiden den Nährboden mitsamt Myzel in einzelne Stücke. Anschließend öffnen wir das Dübelglas und geben drei bis vier der Agar-Stücke rein. Dabei versuchen wir so wenig wie möglich mit der Glasinnenseite in Berührung zu kommen, da die Stücke sonst festkleben können. Außerdem sollten die Stücke per Hand verteilt und ein anschließendes Schütteln des Glases vermieden werden, da sie sonst ebenfalls wieder festkleben können.

Wie bereits gesagt, diese Methode ist ein wenig langsamer beim Kolonisieren und es kann manchmal richtig nervig werden, wenn die Agar-Stücke am Glas festkleben. Funktionieren tut sie dennoch.

Flüssigkultur/Sporenspritze:

Eine Flüssigkultur oder Sporenspritze kannst du auf einfache Art selbst herstellen. Alternativ kannst du sie auch im Internet kaufen. Zur Beimpfung benötigen wir ein Feuerzeug. Als erstes öffnen wir den Deckel des Dübelglases, erhitzen die Nadel der Spritze mit dem Feuerzeug, bis sie rot glüht, lassen sie anschließend ein wenig abkühlen und geben danach zwei bis drei Spritzer der Flüssigkeit zu den Dübeln. Zum Schluss noch mit Gefühl schütteln und fertig.

Damit sich die Flüssigkeit nicht am Boden sammelt bitte darauf achten, dass du direkt auf die Dübel spritzt und nicht auf die Innenseite des Glases.

Schritt 4: Kolonisieren lassen und anschließend verwenden

Nachdem die meiste Arbeit erledigt ist, dürfen wir erst einmal ein wenig warten. Ab jetzt sollten die Dübel beginnen vom Myzel kolonisiert zu werden. Dieser Vorgang kann ein paar Tage bis ein paar Wochen dauern, je nachdem um welche Pilzart es sich handelt.

Während diesem Vorgang sollte das Glas keine direkte Sonneneinstrahlung abbekommen und nicht über Zimmertemperatur gelagert werden.

Solltest du die Dübel nicht gleich nachdem sie fertig kolonisiert sind verwenden, kannst du sie jederzeit in den Kühlschrank stellen. Dort sind sie mehrere Monate „haltbar“.

Ansonsten sind wir fertig mit der Herstellung unserer Impfdübel und du kannst sie verwenden um deine Holzstämme erfolgreich zu beimpfen.