Pilze benötigen die richtigen Konditionen zum Wachsen. Das bedeutet eine hohe Luftfeuchtigkeit, in den meisten Fällen ausreichend Licht und ausreichend Sauerstoff.

Vor allem für Anfänger ist es meistens sehr aufwändig diese Konditionen zu erreichen. Das liegt zum einen an der fehlenden Erfahrung, aber auch daran, dass das nötige Equipment wie ein Gewächshaus, oder ähnliches nicht vorhanden ist.

Dennoch gibt es eine Möglichkeit eine simple, kleine „Fruchtungskammer“ zu bauen, welche ohne viel Aufwand dafür sorgt, dass unsere Pilze genügend Luftfeuchtigkeit, ausreichend Licht und den notwendigen Sauerstoff bekommen. Und das ohne, dass wir fünf Mal täglich lüften oder befeuchten müssen.

Was ist eine Shotgun Fruiting Chamber (SGFC)?

Eine Shotgun Fruiting Chamber ist nichts anderes als eine Plastikbox beliebiger Größe, die wir ein wenig umbauen und dann als Gewächshaus verwenden.

Dafür sollte die Box ausreichend groß sein, damit unsere Pilze auch genügend Platz zum Wachsen haben. Außerdem sollte sie durchsichtig sein, damit ausreichend Licht durchkann.

Um die Luftfeuchtigkeit auf konstant hohem Niveau zu halten, benutzen wir Perlit. Perlit ist ein vulkanisches Mineral, welches eine Menge Wasser aufsaugen und speichern kann und anschließend über einen langen Zeitraum abgibt. Dadurch hält der feuchte Perlit die Luftfeuchtigkeit des Innenraums unserer Shotgun Fruiting Chamber schön hoch.

 Zu guter Letzt müssen wir noch für ausreichend Sauerstoffzirkulation sorgen. Dafür bohren wir Löcher in die Box. Dadurch erhält sie auch ihren Namen, da die Box danach aussieht, als wäre mit einer Schrotflinte (engl: Shotgun) darauf geschossen worden. Den Luftaustausch erledigt die Physik für uns.

Wie baue ich eine Shotgun Fruiting Chamber?

Um die SGFC zu bauen, benötigen wir nur ein paar Materialien, die wir entweder beim Baumarkt oder bei Amazon kaufen können:

  • Eine durchsichtige Plastikbox (je nachdem, welche Pilze wir darin anbauen empfehle ich mindestens 50cm Höhe; je breiter bzw. länger, desto mehr Pilze können wir anbauen)
  • Perlit (je nachdem wie groß die Plastikbox ist, ca. 1/6 – 1/7 davon; Beispiel: die Box hat 60 Liter, dann benötigen wir ca. 9-10 Liter Perlit)
  • Eine Sprühflasche
  • Ein Hygrometer (optional, hilft beim Überprüfen der Luftfeuchtigkeit in der SGFC)

Außerdem benötigen wir auch noch ein paar Werkzeuge, um die Shotgun Fruiting Chamber her zu richten:

  • Einen Bohrer mit 5-6mm Aufsatz zum Löcher bohren
  • Maßband zum Abmessen der Lochabstände
  • Stift zum Markieren der Lochansätze

Nachdem wir jetzt alles beieinanderhaben, können wir uns auch gleich daran machen die SGFC zu bauen und anschließend unseren ersten, kolonisierten Substratblock zur Fruchtung rein setzen. Arbeitszeit liegt bei ca. 2-3 Stunden.

Schritt 1: Löcher markieren

Um den nötigen Luftaustausch zu bekommen, benötigen wir auf allen Seiten der SGFC Löcher. Den Boden lassen wir aus, um zu verhindern, dass eventuell Flüssigkeit oder ähnliches ausrinnen kann. Die restlichen fünf Seiten werden aber präpariert.

Dazu messen wir jetzt die Positionen der Löcher so ab, dass sie fünf Zentimeter (horizontal und vertikal) voneinander Abstand haben und ein „Netz“ ergeben und markieren sie mit unserem Stift.

Wichtig dabei ist, dass es kein Kunstprojekt werden soll, sondern dass genügend Löcher zum Schluss vorhanden sind, um auch tatsächlich den benötigten Luftaustausch zu erreichen.

Schritt 2: Löcher bohren

Als nächstes ist es an der Zeit zum Bohrer zu greifen. Jetzt müssen die Löcher dort gebohrt werden, wo wir sie zuvor markiert haben. Bei diesem Schritt ist es jetzt wichtig darauf aufzupassen, dass wir den Bohrer nicht zu stark aufdrücken. Ansonsten kann es nämlich sein, dass das Plastik springt. Dadurch kann es passieren, dass sich die komplette Seite nicht mehr richtig bohren lässt.

Ansonsten einfach alle Markierungen durchgehen, darauf achten, dass kein überschüssiges Plastik mehr an den Löchern hängt und fertig. Sehr repetitiv und langweilig, ich weiß, aber die passende Musik hilft.

Schritt 3: Perlit mit Wasser aufsaugen lassen und in die SGFC geben

Dazu nehmen wir am besten eine extra Schüssel, geben unser Perlit rein und füllen sie mit Wasser. Anschließend warten wir ca. eine halbe Stunde, bis sich der Perlit aufgesaugt hat.

Alternativ könnte man auch Löcher in den Boden der Shotgun Fruiting Chamber bohren, den Perlit reingeben und die Box unter das fließende Wasser halten. Dadurch würde sich der Perlit ebenfalls aufsaugen und die übrige Flüssigkeit durch die Löcher abfließen. Ich persönlich bin jedoch kein Fan von der Methode, da Löcher im Boden immer bedeuten, dass etwas rauslaufen/-fallen kann und Dreck hinterlässt.

Nachdem der Perlit sich in unserer Schüssel mit Wasser aufgesaugt hat, fischen wir ihn raus und geben ihn in die SGFC. Aufpassen, dass wir dabei so wenig überschüssige Flüssigkeit wie möglich mit in die Box bekommen, da diese dann auf dem Boden steht.

Schritt 4: Kolonisierten Substratblock in die SGFC einsetzen

Als letzten Schritt müssen wir jetzt nur noch unser kolonisiertes Substrat in die Shotgun Fruiting Chamber einsetzen. Ist es ein Substratblock, muss das Plastik noch aufgeschnitten werden. Sobald das Myzel dann an der „frischen Luft“ ist, sind wir fertig und das Mikroklima in unserer SGFC erledigt den Rest.

Oft wird eine SGFC mit PF-Tek verwendet, es können aber auch normale Substratblöcke, Zuchtsets, oder Gläser, wie sie meistens bei der Zucht von Enokis eingesetzt werden, verwendet werden.

Hier kommt auch das Hygrometer ins Spiel. Es hilft uns dabei die Feuchtigkeit in unserer Box zu messen und gegebenenfalls Wasser nachzuschütten bzw. zu sprühen.

Wichtige Tipps für die Verwendung

Nachdem wir jetzt unsere Shotgun Fruiting Chamber gebaut und unseren ersten Substratblock reingesetzt haben, sollten wir noch kurz darüber reden, wie es jetzt am Besten weiter geht. Wir haben zwar dafür gesorgt, dass ein passendes Mikroklima in unserer Box herrscht, leider ist das aber meistens nicht zu 100% ausreichend.

Luftaustausch

Die Löcher in der Seite erledigen die meiste, harte Arbeit. Manche Pilzarten, wie die Seitlingsarten, benötigen aber eine Menge frische Luft. Deswegen sollten wir mindestens zwei Mal pro Tag den Deckel für eine Minute von unserer Box nehmen, um die komplette Luft auszutauschen. Mit ein bisschen wedeln geht es schneller.

Luftfeuchtigkeit

Pilze bestehen zu 90% aus Wasser. Deswegen benötigen sie eine Menge Luftfeuchtigkeit zum Wachsen. Manche Pilze sind weniger nachtragend, wenn die Luftfeuchtigkeit unter dem Optimum liegt, andere sind dagegen sehr empfindlich.

Der Perlit hebt die Luftfeuchtigkeit in der Box stark an. Leider genügt es aber meistens nicht um dauerhaft sehr hoch zu sein, da ja wieder Flüssigkeit durch die Löcher bzw. durch das Lüften entweichen kann.

Deswegen sollte mindestens nach jedem Box öffnen die Innenseite der Box und der Perlit mit einer Sprühflasche abgesprüht werden. Bitte nicht auf die Pilze sprühen, da die Wassertropfen auf dem Myzel ein Paradies für Bakterien sind.

Sollte der Perlit nicht mehr feucht sein und die Luftfeuchtigkeit dadurch stark unter dem Optimum liegen, ist es leichter, wenn wir ein paar Gläser Wasser über den Perlit schütten, damit er sich wieder vollsaugen kann.

Ein Hygrometer kann bei diesem Schritt sehr helfen, aber es funktioniert, vor allem bei Arten, welche nicht so stark auf Luftfeuchtigkeitsschwankungen reagieren, auch gut nach Bauchgefühl.

Licht

Die meisten Pilze benötigen Licht. Je weniger sie bekommen, desto länger werden in der Regel die Stiele der Fruchtkörper. Das machen wir uns zwar beim Enoki zu nutzen, aber bei den meisten Pilzarten wollen wir genau das verhindern.

Am besten ist es, wenn wir die Shotgun Fruiting Chamber irgendwo platzieren, wo sie indirekten Lichteinfall abbekommt. Also nicht auf das Fensterbrett oder auf den Balkon stellen, sondern am besten irgendwo in einen hellen Raum, aber auf der entgegengesetzten Seite des Fensters.

Die Box darf auch neben dem Fenster stehen, vorausgesetzt sie bekommt keine direkte Sonneneinstrahlung ab. Das erhöht die Temperatur in der Box und kippt unser komplettes Mikroklima. Außerdem mögen Pilze keine direkte Sonneneinstrahlung.

Alternativ könnten wir auch künstliches Licht verwenden. Fluoreszierendes Licht mit einem 12h Timer imitiert einen natürlichen Tagesrhythmus. Aber auch dabei müssen wir wieder aufpassen, dass das Licht weit genug weg ist, damit sich unsere Box nicht aufheizt.

Eine schnelle und einfache Lösung

Wie du siehst, ist eine Shotgun Fruiting Chamber sehr einfach herzustellen. Wir benötigen dafür keine aufwendigen Materialien oder Werkzeuge. Außerdem ist sie perfekt dafür geeignet, um ein optimales Mikroklima für die Fruchtung unserer Pilze zu erzeugen. Dadurch ist sie eine wunderbare, schnelle, einfache und vor allem auch kostengünstige Alternative zu Gewächshäusern, Gewächszelten oder ähnlichen, teuren „Fruchtungsräumen“.