Um aus einem Pilz eine Kultur herzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. MAE-Petris, Körnerbrut, etc… Eine davon ist der Sporenabdruck. Dabei fangen wir die vom Pilz abgegebenen Sporen ab und bekommen somit „Saatkörner“ für unser Myzel. Am besten funktioniert ein Sporenabdruck bei frischen, reifen Pilzen. Kurz bevor die Ränder der Pilzkappe beginnen sich nach oben zu biegen ist der Pilz bereit Sporen abzugeben. Spätestens dann sollte er geerntet werden. Sollte der Pilz noch nicht so weit sein, können Sporenabdrücke auch aus weniger reifen Pilzen hergestellt werden, jedoch ist die Sporenmenge dann auch geringer.

Sobald wir den Sporenabdruck hergestellt haben, haben wir mehrere Möglichkeiten ihn weiter zu verarbeiten. Einer der größten Vorteile liegt darin, dass wir ihn ohne Probleme in einer Plastiktüte, solange wir wollen aufheben können. Sporen haben eine fast unbegrenzte Lebensdauer, solange sie trocken und in einem luftdichten Behälter gelagert werden. Sobald wir die Sporen verwenden wollen, haben wir wieder verschiedene Möglichkeiten. Entweder wir geben sie auf eine MAE-Petrischale, wir stellen damit eine Körnerbrut her, oder wir lösen sie in Wasser und machen darauf Sporenspritzen.

Durch Sporen können wir auch neue Kolonien ran züchten. Das bedeutet, mit ein bisschen Glück bekommen wir eine neue Pilzkolonie mit neuen genetischen Eigenschaften. Das ist vor allem bei Pilzen, welche wir nicht aus dem eigenen Anbau bekommen interessant.

Aber auch wenn die Pilze des Sporenabdrucks aus dem eigenen Anbau kommen können sich die Eigenschaften der Kolonie von der „Mutterkolonie“ unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar geringer, aber mit ein wenig rumexperimentieren und Arbeitseinsatz kann man mithilfe der Sporen immer bessere Kolonien heranzüchten.

Außerdem vielleicht für den ein oder anderen Hobbyforscher interessant: Sporenabdrücke lassen sich schön unter dem Mikroskop begutachten. Dadurch kann man auch Pilze voneinander unterscheiden, da jeder Pilz andere Sporen hat. Für Hobbykünstler sollte das Aussehen der Sporenabdrücke auch interessant sein, da sie allein schon, wie kleine Kunstwerke aussehen.

Sporenabdrücke sind leicht herzustellen. Wir benötigen dafür nur eine Hand voll Hilfsmittel: ein Blatt Papier, einen Pilz und ein Glas oder einen ähnlichen Gegenstand, den wir über den Pilz geben können, um ihn luftdicht zu schützen. Wie genau das Ganze funktioniert schauen wir uns kurz gemeinsam an:

Wie mache ich einen Sporenabdruck?

Wir benötigen:

  • Einen Pilz (mindestens die Kappe bzw. den Teil, in welchem die Sporen enthalten sind)
  • Glattes Papier, Alufolie, ein Stück Glas, ein kleiner Spiegel, etc…
  • Ein Trinkglas oder eine Schüssel zum abdecken des Pilzes
  • Eine Tüte zum Aufbewahren

Schritt 1: Pilz auswählen

Sporen werden erst spät im Wachstumszyklus gebildet. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns einen Pilz aussuchen, welcher kurz vor dem Reifestadium ist. Damit können wir für die maximale Sporenmenge sorgen. Selbstverständlich funktioniert es auch mit überreifen Pilzen, solange sie nicht zu überreif sind, aber das Ergebnis wird von der Menge her weniger sein als bei einem jüngeren Pilz.

Meistens erkennt man das richtige Stadium daran, dass die Ränder des Pilzes noch nach unten gebogen, aber kurz davor sind, sich nach oben zu biegen.

Andere Pilze haben eine Art Haut, welche die Lamellen, in welchen die Sporen sitzen, bedeckt. Sobald diese Haut verschwindet, bereitet sich der Pilz darauf vor Sporen abzugeben.

Schritt 2: Pilz ernten und präparieren

Ein Sporenabdruck lässt sich nur schwer herstellen, solange der Pilz noch mit dem Myzel verbunden ist. Deswegen müssen wir den Pilz ernten und meistens auch den Stamm wegschneiden, sodass nur noch die Kappe übrigbleibt.

Ziel ist es, den Pilz so flach wie möglich auf unsere Unterlage legen zu können, damit die Sporen nicht so weit fallen müssen. Da sie so ein geringes Gewicht haben, dauert es seine Zeit, bis sie auf dem Boden angelangt sind. Das können wir beschleunigen, indem wir den Weg so gering wie möglich halten.

 Schritt 3: Pilz auf eine Unterlage legen

Welche Unterlage wir verwenden ist egal, solange sie so glatt wie möglich und neutral ist. Außerdem ist es von Vorteil, wenn man sie leicht verstauen kann, um den Sporenabdruck aufheben zu können. Deswegen empfehle ich entweder ein Blatt Papier (ohne Tinte; Druckerpapier), oder ein Stückchen Alufolie. Ich verwende hauptsächlich Alufolie, da man sie vorher mit Alkohol desinfizieren kann.

Nachdem wir unsere Unterlage ausgebreitet haben, legen wir den Pilz mit der Lamellen- bzw. Porenseite nach unten drauf.

Schritt 4: Den Pilz abdecken

Da wir wollen, dass die Sporen direkt aus den Lamellen oder Poren in gerader Linie auf unsere Unterlage fallen müssen wir dafür sorgen, dass Windstille ist. Sporen sind so leicht, dass sie selbst bei Windstille ein paar Stunden in der Luft sein können, bevor sie auf dem Boden angekommen sind. Das bedeutet, dass bei minimalem Zug die Sporen ganz wo anders landen können.

Deswegen decken wir unseren Sporenabdruck mit einem Glas oder einer Schüssel winddicht ab. Damit können wir garantieren, dass die Sporen auch direkt auf die Unterlage unter der Pilzkappe fallen.

Nach ca. 12-24 Stunden (abhängig vom Stadium des Pilzes) können wir die Abdeckung entfernen und den Pilz runternehmen. Zum Vorschein sollte ein schöner, vollständiger Sporenabdruck kommen.

Schritt 5: Sporenabdruck verwenden

Je nachdem weshalb wir den Sporenabdruck gemacht haben, können wir ihn jetzt verwenden.

Hobbykünstler können ihn mit Haarspray besprühen und aufheben oder einrahmen und aufhängen.

Hobbyforscher können ihn unter ein Mikroskop legen und genauer betrachten. Sollte es ein wilder Pilz gewesen sein, lässt sich dadurch auch die genaue Art bestimmen.

Hobbyzüchter können den Sporenabdruck aufheben, indem wir das Stück Alufolie in eine verschließbare Plastiktüte geben. Das Ganze kann dann bei Zimmertemperatur Jahrzehnte lang aufbewahrt werden. Sporen müssen, selbst wenn sie zur Kultivierung verwendet werden sollen, nicht gekühlt werden. Da sie erst „keimen“ sobald sie nass werden sind die trockenen Sporen nahezu unendlich haltbar.

Kultivierung mit Sporen

Nachdem wir jetzt einen Sporenabdruck haben, können wir ihn zum Ansetzen einer Kolonie verwenden. Dafür gibt es zwei Methoden. Die erste ist eine MAE-Petri. Dazu eine vorher hergerichtete Petrischale aufmachen, die Sporen reinkratzen und wieder verschließen. Nach ein paar Tagen sollten wir Myzelwachstum beobachten können. Ab dann geht es den üblichen Weg über Körnerbrut zum Substrat weiter.

Die zweite Methode ist eine Sporenspritze. Sie wird wie Flüssigmyzel verwendet. Dazu müssen die Sporen in eine Schale mit Wasser gekratzt werden. Dieses Wasser-Sporen-Gemisch wird nun in eine Spitze aufgezogen. Diese Spritze kann jetzt entweder im Kühlschrank gelagert oder verwendet werden, um Körner zu beimpfen. In manchen Fällen kann auch direkt Substrat damit beimpft werden, ich empfehle aber den Umweg über Körnerbrut zu gehen, damit das Substrat später schneller kolonisiert wird und die Chance auf Kontaminationen sinkt.