Damit Pilze wachsen können, benötigen sie Nährstoffe. Diese Nährstoffe bekommen sie durch verschiedene Substrate, auf denen wir Pilze ansetzen können. Pflanzen sind da sehr unkompliziert. Ein wenig Erde reicht aus (von Wasser und Sonnenlicht abgesehen) um aus einem kleinen Saatkorn eine große Pflanze zu machen. Pilze sind in dieser Hinsicht ein bisschen anspruchsvoller. Jede Art hat seine Vorlieben. Im allgemeinen kann man sie in drei große Untergruppen unterteilen: saprophytische Pilze, parasitäre Pilze und symbiotische Pilze (vorwiegend Mykorrhiza).

Saprophytische Pilze ernähren sich von organischer Substanz. Das bedeutet: tote Lebewesen, Kot, etc. Parasitäre Pilze ernähren sich von einem lebendigen Wirt und schädigen diesen währenddessen. Symbiotische Pilze verbinden sich mit einer anderen Pflanze, welche ihnen bei der Nahrungsaufnahme hilft, während sie dieser anderen Pflanze Schutz oder andere Vorteile bieten. Hierbei wird keiner der beiden Partner geschädigt. 90% aller symbiotischen Pilze sind Mykorrhiza, Pilze welche sich an den Wurzeln ihrer symbiotischen Partner ansetzen.

Für die Pilzzucht sind hauptsächlich saprophytische Pilze von Bedeutung. Parasiten sind meist zu kompliziert anzubauen und liefern zu wenig Ertrag, Mykorrhizae benötigen meist lange Zeit bis sie Ertrag liefern (Jahre aufwärts).

Deswegen möchte ich hier ausschließlich auf Substrate für den Anbau von Saprophyten eingehen. Die meisten dieser Spezies ernähren sich von Proteine, Zellulose, Kohlenhydrate, etc… Das klingt soweit alles relativ komplex, deswegen schauen wir uns das Ganze ein wenig übersichtlicher und verständlicher an.

Eine große Gruppe von Substraten für den Pilzanbau bieten die zellulosehaltigen Substrate:

  1. Holzpellets/Sägemehl

Wird Sägemehl gepresst, entstehen Holzpellets. Meistens ist die Pelletform bei weitem leichter zu finden und billiger. Da Sägemehl meistens ein Abfallprodukt ist, ist es ziemlich billig. Mit ein wenig Glück könntest du auch von einer Schreinerei in der Nähe ab und an einen Eimer abholen. Dabei musst du aber aufpassen, dass das Holz unbehandelt ist.

Das wichtigste bei den Holzpellets bzw. Sägemehl ist: es muss unbedingt Hartholz sein! Das bedeutet Buche, Eiche, Esche, etc…, kein Nadelholz. Denn das Nadelholz enthält ein natürliches Fungizid („Pilzgift“), was dazu führt, dass unser Myzel nicht gut bis gar nicht darauf wächst.

Ansonsten ist Sägemehl eines der besten Substrate für die Pilzzucht und wird auch flächendeckend in der Industrie eingesetzt. Es ist billig, leicht zu finden, einfach damit umzugehen und die meisten Saprophyten wachsen darauf.

2. Stroh

Stroh ist ähnlich zum Sägemehl. Man kann es auch in Pelletform kaufen. Da Stroh weniger Nährstoffe als Holz enthält, wachsen manche Arten darauf nur schlecht bis gar nicht. Andere mit vielem zufriedene Arten wie z.B. der Austernpilz lassen sich aber gut auf Stroh züchten. Der größte Nachteil dabei ist, dass durch die geringere Nährstoffdichte der Ertrag nicht so hoch ist. Die Vorteile am Stroh sind, dass es billig ist, man kann es überall kaufen und es ist noch einfacher zu verwenden als Holz. Außerdem ist es kaum kontaminationsanfällig. Deswegen kann man mit Stroh schwer etwas falsch machen, solange man den richtigen Pilz damit verwendet.

3. Pappe

Pappe ist ein spezielles, zellulosehaltiges (da sie ja aus Holz hergestellt wird) Substrat. So wirklich gut wächst auch nur der Austernpilz darauf. Dafür funktioniert die Anzucht sehr einfach. Der Ertrag fällt aber auch hier nicht sonderlich hoch aus. Ich empfehle Pappe hauptsächlich zum Experimentieren und zum Lernen der Grundlagen. Pappe lässt sich auch gut als „Zwischensubstrat“ verwenden. Das bedeutet wir lassen ein wenig Pappe von einem Stück Pilz kolonisieren und geben dann mehr Substrat hinzu. Dadurch hat das Myzel bereits eine größere Fläche, mit der es das neue Substrat kolonisieren kann. Dadurch lässt sich mit einer „Pappekolonie“ neues Substrat anfüttern.

Die nächste Gruppe besteht aus Substratzusätzen. Sie werden in der Regel verwendet, um dem Substratgemisch mehr Nährstoffe zu geben, wodurch die Ernte ertragreicher wird. Manche davon lassen sich aber auch als „Hauptsubstrat“ für bestimmte Pilzarten verwenden:

  1. Kleie/Schrot

Schrot bzw. Kleie (feinerer Schrot) ist ein Abfallprodukt bei der Getreideverarbeitung. Es besteht hauptsächlich aus den ganzen Getreidehülsen, welche nach dem Schroten übrig bleiben. Die Industrie hat dafür höchstens noch als Tiernahrung Verwendung, für uns bietet der „Abfall“ aber eine wertvolle Nährstoffquelle für unser Substrat. Da die Hülsen des Getreides meist genauso viel Nährstoffe enthalten wie das Korn selbst und auch noch billiger ist, wird es oft in das Substrat gemischt um den Ertrag zu erhöhen.

2. Gips/Kalk

Zugegeben, Gips und Kalk klingen erst mal nach einem sehr exotischen Substratzusatz. Myzel wächst am besten in einer leicht basischen Umgebung. Das bedeutet pH-Wert über 7. Hier kommen der Gips bzw. der Kalk ins Spiel. Da beide Pulver eine basische Wirkung haben, können wir mit ein bisschen davon ein Substratgemisch auf einen pH-Wert von leicht über 7 heben und dadurch bessere Wachstumskonditionen für unser Myzel schaffen. Das bedeutet für uns: billiger Substratzusatz, schneller und mehr Pilze.

3. Wasser

Ja, ich weiß. Dass Pilze Wasser benötigen weiß jeder. Dennoch will ich es hier nochmal explizit erwähnen, denn was die Wenigsten wissen ist: Pilze bestehen zu 91% aus Wasser. Das bedeutet, dass Pilze nicht nur ein wenig Wasser benötigen, sondern viel Wasser benötigen. Es genügt auch nicht das Substrat ein Mal mit Wasser zu befeuchten. Spätestens sobald das Myzel anfängt kleine Pilze zu bilden, müssen diese ab und an mit Wasser besprüht werden, damit sie schnell wachsen und groß werden. Andernfalls kann es im schlimmsten Fall passieren, dass sie gar nicht wachsen, oder austrocknen und eingehen.

4. Kaffee

Damit ist der gemahlene Kaffee gemeint, der nach der morgentlichen Tasse als Abfall im Biomüll landet. Für die meisten nutzlose Überreste, beinhaltet er sämtliche Nährstoffe, die für die Pilze sehr wertvoll sind. Manche Arten (hauptsächlich Austernpilze) kann man sogar ausschließlich auf Kaffeesatz anbauen. Meistens ist dann noch Stroh unter gemischt, da der Kaffee zu dicht ist und das Myzel ihn nicht gut genug kolonisieren kann.

Zu guter Letzt bleiben noch die Substrate übrig, die hauptsächlich zur Anzucht und nicht zur Fruchtung oder weniger oft als Substratzusatz verwendet werden:

  1. Körner bzw. Getreide

Körner werden oft verwendet um ein Substrat so effizient wie möglich mit Myzel beimpfen zu können. Der große Vorteil dabei ist, dass von Myzel bewachsene Körner sich schön im Substrat verteilen lassen und damit eine maximale Angriffsfläche für die Kolonisierung bilden. Außerdem sind Körner billig, leicht zu verwenden und das Myzel wächst sehr gut darauf.

2. Malz/Agar

An sich unterschiedliche Zutaten, sie werden aber meistens in Kombination verwendet, in Form von Malz-Agar-Extrakt-Petrischalen (MAE-Petris). Malz liefert dabei die Nährstoffe und das Agar sorgt dafür, dass der Nährboden hart wird. Einfach zu verwenden, effizient und sehr viele Vorteile was die Analyse von Myzel bzw. die Vermehrung oder das Klonen angeht. Meistens für Anfänger ungeeignet, da durch unsteriles Arbeiten viele der Vorteile weg fallen.

3. Honig/Sirup

Honig oder Sirup werden zusammen mit Wasser meist als Flüssignährboden für eine Flüssigkultur verwendet. Beide Zutaten sind sehr kohlenhydratreich und bieten dadurch ausreichend Nährstoffe für unser Myzel. Außerdem sind sie gut wasserlöslich, überall zu bekommen (wenn nicht schon zu Hause) und unkompliziert zu verwenden.

4. Reismehl

Reismehl wird hauptsächlich in der sogenannten PF-Tek verwendet. Da Naturreismehl sehr viel Nährstoffe enthält und durch seine Pulverform sich gut mit dem Vermikulit vermischen lässt, ist es dafür optimal. Ansonsten wird Reismehl aber sehr selten verwendet.

Selbstverständlich gibt es noch eine Menge anderer Substrate und/oder Zusatzstoffe. Meistens werden die aber dann nur für eine Hand voll bestimmten Pilzarten verwendet. Der Allrounder ist und bleibt Substrat auf Holzbasis, meistens mit unterschiedlichen Zusätzen vermischt, um den Ertrag zu erhöhen. Damit kann man bei keinem Saprophyten etwas falsch machen, vorausgesetzt man verwendet Hartholz, macht das Substrat nicht zu feucht und nicht zu trocken und sorgt für ausreichend Luft, damit das Myzel atmen kann.