Nachdem ich jetzt die letzten Wochen auf die doch eher bekannteren Teilbereiche der Mykologie bzw. der Pilze eingegangen bin, möchte ich abschließend noch ein paar Dinge vorstellen, die leider oft ausgelassen werden, wenn man irgendwo über das Thema liest.
Dazu gehören Dinge, die wir im alltäglichen Leben antreffen, aber oftmals nicht wissen, dass dem allen Pilze zugrunde liegen. Alkohol im Bier oder Medizin wie Penicilin z.B. Oder aber auch Dinge, die so exotisch sind, dass sie selten erwähnt werden. Wie z.B. die Eigenschaft mancher Pilzarten radioaktiven Abfall zersetzen zu können. Oder das tödlichste Gift der Welt, welches von einer bestimmten Pilzart gebildet wird.
Zum Abschluss tauchen wir nochmal in eine unbekannte, faszinierende Welt ein, welche den meisten Menschen ein Leben lange verborgen bleibt: die unbekannten Seiten der Pilze.
Cordyceps Militaris, der Zombiepilz
Beginnen wir mit einem Thema, welches vor allem Zombiefilmfreunde gefallen wird. Meistens handeln diese Filme von einer Art Krankheit, welche die Menschen befällt und sie zu hirnlosen Untoten macht. In den Filmen Science-Fiction, gibt es eine kleine Pilzgattung auf dieser Welt, welches diese Science-Fiction bereits zur Realität gemacht hat. Die wohl bekannteste Art ist der Cordyceps Militaris. Er befällt Insekten, wächst unter ihren Chitinpanzer und breitet sich aus. Der Wirt lebt währenddessen ungehindert weiter und merkt in der Regel nichts von dem Parasiten. Bis der Pilz das komplette Insekt durchwachsen hat. Dann beginnt das Faszinierende an der ganzen Geschichte: der Pilze „übernimmt“ den Wirt, wodurch dieser aufhört seine Bewegungen kontrollieren zu können und zu einem hirnlosen Zombie wird. Durch den Parasiten gesteuert klettert das Insekt auf eine hochgelegene Stelle. Das kann ein Ast oder ein Baum sein. Je höher, desto besser. Meistens befinden sich diese Stellen über den zugehörigen Kolonien des Wirtinsekts. Sobald an einer hohen Stelle angekommen, stirbt es und der Pilz beginnt den Panzer zu durchbrechen und Fruchtkörper wachsen zu lassen. Diese Fruchtkörper bilden Sporen und setzen sie anschließend über der ganzen Kolonie des Insektes frei. Wodurch ein neuer Zyklus befallener Wirte beginnt.
Hefepilz – der Alleskönner
Der Hefepilz ist einer der wohl bekanntesten Pilzarten, auch wenn viele Leute oftmals nicht wissen, dass es sich dabei auch um einen Pilz handelt. Es gibt insgesamt ca. 700 verschiedene Hefearten. Eine der Besonderheiten der Hefe ist, dass sie sowohl ohne Sauerstoff, wie auch mit Sauerstoff überleben kann. In ersterem Fall entsteht bei dem sogenannten anaeroben Stoffwechsel als Nebenprodukt Alkohol. Dieses Wissen macht sich der Mensch schon seit hunderten von Jahren zu Nutze. Sowohl beim Bier brauen, wie auch bei der Weinherstellung und jeglicher anderen Gärung sind die Hefepilze der Grund für den Alkohol in den Getränken.
Aber Hefe kann noch viel mehr. Vor ein paar Jahren ist es Forschern gelungen menschliche DNA in die Hefe zu integrieren. Diese DNA wurde anschließend von der Hefe bei der Zellteilung repliziert. Das mag vielleicht im ersten Moment nicht allzu spektakulär klingen, eröffnet aber in der medizinischen Forschung sämtliche Türen. Davon abgesehen ist es bei genauerer Betrachtung extrem bemerkenswert: menschliche DNA, der „Bauplan“, nach dem jeder Mensch gebaut ist, wurde in eine kleine Hefezelle injiziert. Diese Hefezelle, hat mit dem menschlichen Erbgut an sich absolut nichts zu tun. Dennoch ist es ihr möglich menschliches Erbgut eins zu eins zu replizieren. In meinen Augen ist das durchaus faszinierend.
Es gibt noch sämtliche weitere Beispiele für all die Eigenschaften der Hefe, die wir Menschen teils zu unserem Vorteil nutzen. Aber es gibt auch Dinge, die dem Menschen unangenehm werden können. Hefepilzinfektionen z.B. Die Hefepilze kommen bei uns natürlich auf der (Schleim-)Haut vor. In der Regel sitzen sie dort ohne irgendwelche Krankheitserscheinungen auszulösen. Sollten sie aber auf sehr warmen und feuchten Stellen gelangen, kann es sein, dass sie sich rapide vermehren und Infektionen auslösen. Diese Infektionen, wenn nicht passend behandelt, können sogar tödlich enden. Der Grund dafür ist, dass der Hefepilz immer weiter einwächst, bis er in die Blutbahn kommt und sich in lebenswichtigen Organen wie Herz, Lunge oder Hirn festsetzen und ausbreiten kann. Auch wenn diese Fälle in Deutschland sehr selten sind, da Hefepilzinfektionen schnell und leicht erkennbar und behandelbar sind, ist es dennoch möglich.
Auch wenn ich nur drei der Eigenschaften dieser Pilzart genannt habe, gibt es ganz Bücher darüber, was mit dem Pilz bereits alles erforscht und nachgewiesen wurde. Ich kann bei Interesse tatsächlich nur dazu raten, sich da ein wenig einzulesen. Es ist bemerkenswert, was für solche simple Einzeller alles möglich ist.
Pilze – die absoluten Überlebenskünstler
Als letzten großen Punkt für heute möchte ich noch eine Eigenschaft nennen, die sich die wenigsten vermutlich vorstellen können. Pilze können unter extremen Bedingungen überleben. Dass sie sich von Hitze- oder Kälteschocks erholen ist nicht weiter schwer vorzustellen: man kann Myzel im Kühlschrank oder im Gefrierfach aufbewahren und es fährt lediglich den Stoffwechsel runter, überlebt aber meistens ohne Probleme. Dass es aber Pilze gibt, die in Grundgesteinsspalten zwischen Schwefel und extremsten Temperaturen überleben, das hört man eher selten. Diese Art von Pilzen haben sich neben Bakterien und anderen Mikroorganismen angesiedelt. Es wird davon ausgegangen, dass sie entweder parasitär von ihren anderen Mitbewohnern leben, oder aber tote Materie zersetzen. Die Energie liefert die Oxidation von Eisenionen. Oder simpel ausgedrückt: die Pilze bilden Rost und erhalten dadurch Energie. Und das alles ganz ohne Sauerstoff.
Und weiter geht’s…
…beim nächsten Mal. Es gibt noch einige mehr Punkte, welche in einem zweiten Teil weiter zusammengefasst werden.